Neues von LINKS

GANZ WIEN FÜR ALLE

Wir stellen vor: Unsere Vision für die Stadtplanung Wiens.

Wir laden Sie herzlich ein zur Buchpräsentation „Stadtkonflikte, Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung“ der Architektin und LINKS-Aktivistin Dr.in Gabu Heindl diesen Freitag, den 18.09. um 18 Uhr. Neben der Vorstellung ihre neues Buches, gibt Sie spannende Einblicke in das Wahlprogramm von LINKS.

Wann: Freitag, 18.09.2020, 18:00 Uhr

Wo: Volkshochschule Ottakring, Ludo-Hartmann-Platz 7, 1160 WienMehr Infos:

Gabu Heindl ist Architektin, Stadtplanerin und Aktivistin in Wien. Sie war Vorsitzende der Osterreichischen Gesellschaft fur Architektur (ÖGFA) und ist Mitherausgeberin zahlreicher internationaler Publikationen. Sie lehrt an der Akademie der Bildenden Kunste Wien, an der Architectural Association London und ist Visiting Professor an der University of Sheffield.

Ihr unlängst erschienenes Buch „Stadtkonflikte, radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung formuliert einen politisch spannenden Ansatz zu Architektur und Stadtplanung. Sie spannt dabei den Bogen vom Roten Wien der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Beispielen partizipativen Planungen, die in Bündnissen mit sozialen Bewegungen entstehen.Zur Veranstaltung:

Wie können wir eine gerechte Stadt für alle in einer Zeit einer massiven Demokratiekrise realisieren, wo neoliberale Ökonomie und Politik systematisch institutionelle Formen von Demokratie aber auch zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume bedrängen und abbauen und durch ein nationalautoritäres System zu ersetzen versuchen?

Diese und anderen Fragen zu Stadtplanungs- und Wohnbaupolitik möchten wir als Bezirksgruppe von LINKS für die Bezirke 17/18/19 mit Gabu Heindl erörtern und somit auch einen breiteren Diskurs über linke Stadtplanungspolitik eröffnen.

Clemens Lahner

„Meine Mutter war Alleinerzieherin. Wie sie ihren Fulltime-Job, den Haushalt und uns Kinder unter einen Hut gebracht hat, ist mir heute ein Rätsel. Sie hat uns klare Grenzen gesetzt, uns aber auch viele Freiheiten gelassen, uns eine Portion Gerechtigkeitssinn und auch ein Gefühl dafür mitgegeben, wie wertvoll eine gute Ausbildung ist.

Der Vater meiner besten Freundin war Rechtsanwalt und vertrat in den Neunzigern Bürgerinitiativen und Flüchtlinge aus dem Kosovo im Asylverfahren. Damals kam ich wohl auf die Idee, Anwalt zu werden. Oder Revolutionär und Guerrillero, aber das wollte meine Mutter nicht…

Dass ich maturieren und Jus studieren konnte, ohne wohlhabend oder kreditwürdig zu sein, ist ein Privileg, dessen ich mir erst später bewusst wurde. Heute wünsche ich mir, dass alle Kinder und Jugendlichen so eine Chance bekommen und nicht wegen der „falschen“ Muttersprache in die Sonderschule gesteckt oder mit zehn Jahren aussortiert werden, weil Nachhilfe zu teuer ist und ihre Eltern ihnen nicht bei den Hausaufgaben helfen können.

Als Rechtsanwalt kämpfe ich für die Grundrechte sehr unterschiedlicher Menschen. Damit wird man zwar nicht reich, aber es fühlt sich richtig an. Wenn wir einen Asyl-Fall gewinnen, bedeutet das oft ein neues Leben für eine ganze Familie. Das ist jedes Mal zum Heulen schön, ändert aber natürlich wenig an den systematischen Ungerechtigkeiten, die es auch in Wien und Österreich gibt.

Ich will ein gutes Leben, aber nicht nur für mich oder meine Familie, sondern für alle Menschen, egal, wie sie heißen, wie sie ausschauen, wo sie herkommen, was sie glauben, wen sie lieben. Eine Wohnung, eine sinnstiftende Arbeit, Ausbildung, medizinische Versorgung, frische Luft, sauberes Trinkwasser, menschenwürdige Behandlung, Sicherheit, Respekt, für Alle. Ein gutes Leben für Alle!

Aber geht das überhaupt, ein gutes Leben für Alle? Sicher geht das. Mit Links.“

Clemens Lahner ist Vater eines zweisprachigen Sohnes, Antifaschist, Feminist, Grätzlrad-Betreiber und Rechtsanwalt. Clemens ist LINKS.

LINKS-Adensamer: Moria schließen, Grenzen öffnen!

Spitzenkandidat*innen der Wiener Partei protestieren gegen Flüchtlingspolitik der Regierung

Während der dringliche Antrag zur Aufnahme von Geflüchteten aus der humanitären Hölle von Moria im Nationalrat diskutiert wird, demonstrieren LINKS-Aktivist*innen mit den Spitzenkandidat*innen Angelika Adensamer und Can Gülcü vor dem Parlamentsausweichsquartier in der Hofburg gegen den Deal von ÖVP und Grünen: Beide wollen das Lager wiederaufbauen und neue Lager errichten und verweigern damit geflüchteten Menschen jegliche Solidarität und Zugang zu ihren Rechten.

Adensamer stellt diesbezüglich fest: „Wie jemand sich mit Mini-Kompromissen zufriedengeben kann, während Menschen in dieser Hölle gefangen sind, verstehe ich nicht. Ich kann nicht wegschauen, vor allem, weil ich weiß, dass alleine Wien alle 13.000 Menschen in Würde aufnehmen könnte!”

Auch Gülcü zeigt sich ob der Haltungslosigkeit der Bundesregierung schockiert: „Wenn selbst die Aufnahme von symbolischen 100 Kindern von der Regierung blockiert wird, dann weiß ich nicht, was eine grüne Regierungsbeteiligung noch bringen soll. Das Leben und die Würde von 13.000 Menschen ist zu wichtig, um schlechten Kompromissen geopfert zu werden!“

LINKS steht für eine Kehrtwende in der österreichischen und europäischen Migrationspolitik und die bedingungslose Schließung aller Lager an den EU-Außengrenzen. Als Sofortmaßnahme fordert LINKS die Aufnahme aller 13.000 Flüchtlinge aus Moria in die Bundeshauptstadt, denn alleine in Wien stehen 35.000 Wohnungen leer.

LINKS zu Fairnessabkommen: Trotz des Namens zeigt sich die Unfairness!

Am gestrigen Freitag unterzeichnete LINKS-Spitzenkandidatin Angelika Adensamer gemeinsam mit den Wahlkampfleiter*innen von SPÖ, Neos, Grünen und SÖZ das #Fairness-Abkommen. Dieses behandelt einerseits gemeinsame Spielregeln für einen „Fake News“ und diskriminierungsfreien Wahlkampf, andererseits auch Bestimmungen zur Parteienfinanzierung.

Von der inhaltlichen Perspektive überzeugt zeigt sich LINKS-Spitzenkandidatin Angelika Adensamer: „Für uns ist es ganz klar, dass man im Wahlkampf respektvoll miteinander umgehen muss. Das heißt: keine persönliche Attacken, keine Diskriminierung, keine Hetze. Dass sich unter diesem Dach keine der Rechtsparteien ÖVP, FPÖ und Strache wiederfindet, ist bezeichnend für die österreichische Politiklandschaft: Ausgrenzung und Untergriffigkeiten haben in unserem Wien keinen Platz und dafür kämpfen wir jeden Tag – auf der Straße wie bei der gestrigen Moria-Demonstration gegen die europäische Grenzpolitik genauso wie in unserer Arbeit für ein gerechtes Wien.“

Gleichzeitig legt das Fairness-Abkommen gemeinsame Spielregeln für den Umgang mit Parteifinanzen fest: „Trotz des Namens zeigt sich hier wieder die Unfairness, denn eine Wahlkampfkostenobergrenze von 6 Millionen Euro unterstreicht nur wieder, wie käuflich Medienaufmerksamkeit und damit auch Wahlerfolge sind. Trotzdem beteiligen wir uns an diesen Punkten ebenso, auch weil das Fairness-Abkommen erstmals echte Strafzahlungen für jene Großparteien vorsieht, die die Grenze überschreiten“, so Adensamer abschließend.

LINKS zu FPÖ-Krauss: Du hast Inselverbot, Max!

FPO-Kandidat, rechter Burschenschafter und gescheiterter Stadtschulrat-Bewerber: Max Krauss hat keine sehr glorreiche Karriere gemacht. Gestern ist ihm ein neuer Geniestreich gelungen: In einem wirren Video filmt er die Donauinsel ab, sucht Menschen aus, die ihm nicht weiß genug ausschauen, und behauptet auf der Donauinsel wurde das „Osi-O-Meter“ Null anzeigen.

„Was fur ein Blodsinn“, stellt LINKS Mariahilf Spitzenkandidatin Carina Karner erbost fest: „Alle, die in Wien leben, sind Wiener:innen! Und sie alle sind auf der Donauinsel willkommen – außer Rassist:innen wie du, Max!“

Am Ende des Videos prasentiert der FPOler auch noch seine Forderungen: Die Wiener (aber nicht die Wienerinnen) sollen wieder Herren im eigenen Haus werden. „Das sind wir schon, Max, und du hast jetzt Hausverbot! Unseriose Gestalten, die Familien beim Baden filmen, brauchen wir bestimmt nicht“, so Karner abschließend.

LINKS steht kompromisslos gegen rassistische Hetze und absurdes Racial Profiling, fur eine Stadt fur alle, und naturlich gegen die rechte Verlierertruppe FPO.

LINKS präsentiert Wahlplakate!

Mit einer Aktion auf der Mariahilfer Straße am Mittwoch, 2. September zeigt die neue linke Partei ihre Wahlplakate erstmal der Öffentlichkeit – mit dabei die Spitzenkandidat*innen.

Knapp sechs Wochen vor der Wien-Wahl am 11. Oktober präsentieren die LINKS-Spitzenkandidat*innen Anna Svec, Angelika Adensamer und Can Gülcü am kommenden Mittwoch, 2. September die Wahlplakate der neuen Partei.

Mit einer Aktion ab 16 Uhr stellen sich die LINKS-Aktivist*innen den Fragen von Journalist*innen wie Wiener*innen – mit dem Bundesländerplatz just an dem Ort, an dem sie in den vergangenen Wochen die meisten Unterstützungserklärungen sammeln konnten. Der LINKS-Wahlkampf nimmt danach Fahrt auf: Am 5. September findet der offizielle Wahlkampfauftakt auf der Jesuitenwiese statt und ab dem 11. September ist LINKS unter dem Motto “Wir drahn a linke Tour!” in allen Wiener Gemeindebezirken unterwegs.

16.30: Präsentation der Plakate
17:00: Fototermin

Neben Svec, Adensamer und Gülcü werden ebenso die Spitzenkandidat*innen aus Mariahilf Carina Karner und aus Neubau Jonathan Herkommer vor Ort sein und sich den Fragen von Journalist*innen und Wiener*innen stellen.

LINKS wurde Anfang des jahres gegründet und tritt am 11. Oktober in ganz Wien zur Wahl an. Der Schwerpunkt der neuen Partei im Wahlkampf wird der Kampf gegen Armut und Ungleichheit in Wien sein. Als Ziel hat sich LINKS den Einzug in den Gemeinderat und in alle Bezirksvertretungen gesetzt, um als linke Opposition den Regierenden auf die Finger zu schauen.

Marty Huber

“Als Jugendliche war ich auf den Protesten gegen die bayerische Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf für Atommüll und redete mit den Aktivist*innen, die dort Widerstand leisteten. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen sie vor, es gab massiven Druck seitens der Politik auf Menschen, die vor Ort lebten. Trotzdem waren die Proteste erfolgreich, die WAA wurde verhindert. Das Schönste daran war die Zusammenarbeit verschiedenster Leute: Pensionist*innen, Bäuer*innen, Berliner Anarchist*innen, Punks. Wie sie gemeinsam zivilen Ungehorsam gegen eine patriarchale, umweltzerstörerische Wirtschaftsdoktrin leisteten, das hat mich nachhaltig geprägt. 

Ich wuchs in einer erzkatholischen Familie auf. Im Innviertel, wo ehemalige Nazis unbehelligt weiterleben und -arbeiten konnten, und wo Haider mit seinen Aschermittwochsreden begann. Ein Umfeld, wo du weißt, du wirst zur Zielscheibe, wenn du aus der Reihe fällst. 1992 ging ich nach Wien, um den engen patriarchalen und heteronormativen Vorstellungen dort zu entkommen und in der Stadt Freiheit als lesbische und genderqueere Person zu finden. 

Heute bin ich immer noch hier und das ist gut so. Seit 1996 bin ich in der Türkis Rosa Lila Villaorganisiert, habe die Queer Base – Welcome and Support for Lgbtiq Refugees mitaufgebaut, die Donnerstags-Demos mitorganisiert. Es geht mir nicht besser, wenn es anderen schlecht geht. Mir geht es besser, wenn alle alles haben, um ein gutes Leben zu führen. Das bedeutet Freiheit und Gleichheit für alle, die in dieser Stadt leben.

Links sein bedeutet für mich, zugehörig, kritisch und wach zu sein. Es bedeutet die Möglichkeit, zu einer Gesellschaft beitragen zu können – mit den Fähigkeiten, die man hat und weiter ausbaut. Und es bedeutet auch den Versuch, Zusammenhänge zu verstehen und Wege zu finden, uns zu befreien. 

Das Wort Befreiung sollte man überhaupt öfter verwenden.”

Dr. Marty Huber ist radikale Demokratin, Wissenschaftlerin, Aktivistin. Marty ist LINKS. 

Berry Maletzky

“Die erste Erinnerung meiner Mutter war ein Krankenhaus in Westberlin. Dort landete sie vor genau 60 Jahren, nachdem sich meine Großmutter auf der Flucht aus der DDR an einem Brückenpfeiler verletzte. Auch mein Vater kommt aus der DDR, war politisch gegen das Regime engagiert und wurde bei einem Fluchtversuch über die Mauer angeschossen. Bevor ihm die Staatsbürgerschaft entzogen wurde, verbrachte er Jahre in einem Stasi-Gefängnis. Nachvollziehbar, dass ich den Sozialismus, für den ich kämpfe, auf keinen Fall mit einem autoritären Regime wie der DDR in Verbindung gebracht haben will. Ich will in einer Gesellschaft leben, vor der niemand flüchten muss, und aus der niemand rausgeschmissen wird.

Meine Mutter war während ihrer Ausbildung Alleinerzieherin und später Vollzeitmutter, mein Vater selbstständig. Nach einer Erkrankung fand mein Vater keine Anstellung mehr, und so bekommen meine Eltern jetzt beide fast keine Pension. Das ist nicht gerecht, in einer so prekären Situation vom Staat zurückgelassen zu werden. Mein Studium musste ich mir selbst finanzieren, denn eben, die Eltern hatten nie Geld. Statt wie die anderen feiern zu gehen, ging ich arbeiten. Dank der Studiengebühren in Deutschland habe ich heute noch Schulden.

Der erste Schritt zur Radikalisierung war dann, als ich arbeitslos wurde und einmal meine Miete nicht rechtzeitig zahlen konnte. Der Vermieter, der mehrere Häuser besitzt, hat mir daraufhin nur lapidar geantwortet: Ich hab ja auch Verpflichtungen. Da hab ich mir gedacht – jetzt reicht’s. Aus meiner letzten WG in einem von der Stadt Wien geförderten Wohnbau musste ich nun ausziehen, statt wie gewünscht die Hauptmiete zu übernehmen, weil ich als Student – surprise! – nicht 3500€ netto verdiente.

Links sein bedeutet für mich eine feministische, antikapitalistische Politik durchzusetzen, Seite an Seite mit großartigen Leuten. Um zu zeigen, dass man eine Gesellschaft für die Allgemeinheit verbessern kann, ohne dabei wieder irgendeine Gruppe zu benachteiligen.”

Berry Maletzky ist Queer-Feminist, Biologe, Antikapitalist, Antifaschist und will Immobilienkonzerne enteignen. Berry ist LINKS.

Roja Ratzinger

“Seitdem ich denken kann, weiß ich, dass die Gefahr von rechts real ist. Das hat damals bereits meine mit mir hochschwangere Mutter am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie selbst, gebürtige Iranerin und engagierte Antifaschistin, lebte allein mit meiner damals achtjährigen Schwester in Bayern. Es begann mit Drohbriefen, nächtlichem Telefonterror, besprayter Hauswand und eingeschlagenen Autoscheibe. Sie solle das Land verlassen, wenn sie am Leben bleiben will, drohte man ihr. 

Als sie die Polizei alarmierte, erklärte ihr diese, dass sie doch verstehen müsse, dass die Leute hier ein Problem mit der ganzen Zuwanderung hätten. Alleingelassen vom deutschen Staat, auf den sie als Sozialarbeiterin einen Eid schwor, musste sie sich selbst helfen. Sie installierte eigens eine Fangschaltung, Freunde aus der linken Szene hielten nächtliche Wache.

Dies ist die Geschichte meiner Familie. Es ist eine Geschichte von vielen in Deutschland und Österreich – jede einzelne dieser Geschichten, ist eine zu viel. Nichtsdestotrotz, hat mir all das schon in jungen Jahren viel gelehrt, dass rechtes Gedankengut und rassistische Gewalt nicht nur Teil einer schandhaften Vergangenheit unserer Gesellschaft sind, sondern dass es sie im Hier und Jetzt gibt. Antifaschist*in zu sein, heißt einen lebenslangen Kampf zu kämpfen, immer wachsam zu bleiben, nie aufzuhören daran zu erinnern und niemals zu vergessen. 

Links sein bedeutet für mich, sich immer – ohne Wenn und Aber – auf die Seite der Schwächeren zu stellen. Es bedeutet, wütend zu sein auf diese ungerechte Welt und sie genau deshalb unbedingt ändern zu wollen. Es beschreibt für mich das Streben, nach einer besseren, einer gerechteren Welt, in welcher alle die Möglichkeit bekommen sollen, miteinander in Wohlstand, Frieden, Sicherheit und im Einklang mit der Natur zu leben.” 

Roja Ratzinger ist überzeugte Antifaschistin, Antikapitalistin und Psychologin. Roja ist LINKS. 

Amir Ruozbeh Amiri

„Über Ungleichheit habe ich schon früh nachgedacht. Erstmals engagiert habe ich mich für Geflüchtete, als ich merkte, dass die staatliche Hilfe für diese Menschen nicht ausreicht. Zuerst besorgte ich die wichtigsten Sachen für die Leute in Traiskirchen, mit Geld, das ich sammelte – Damenhygieneartikel, Windeln und Nahrung. Dann habe ich mit befreundeten Friseuren eine Haarschneide-Aktion in Traiskirchen ins Leben gerufen, und auch eine Sneaker-Sammelaktion für die Geflüchteten.

Es war mir ein Anliegen, sie zu unterstützen, weil ich genau weiß, wie man sich in der Situation fühlt. Ich habe das selbst durchgemacht als ich mit fünf Jahren mit meiner Familie nach Österreich geflohen bin. Wir haben auch in Traiskirchen und in anderen Asylunterkünften gewohnt.

Später gab ich Deutschkurse und Nachhilfe für Geflüchtete. Oft gehen diese Kinder in Klassen, in denen sie unter sich sind. Da erwartet man von ihnen, dass sie sich integrieren und die Sprache lernen, aber steckt sie in gesonderte Klassen. Natürlich kann das nicht funktionieren. Migrant*innenkinder haben es nicht leicht in der Schule, das weiß ich selbst. Meine Volksschullehrerin wollte meine Eltern überzeugen, dass ich nicht auf ein Gymnasium passe. Ich habe es trotzdem in die AHS geschafft und bin jetzt selbst angehender Lehrer. Das bei dem veralteten Lehrplan fast nichts dabei ist, was für die Realität vieler Schüler*innen relevant ist, das ist schon erschreckend. Das Thema Gleichbehandlung muss auch Platz in der Schule finden.

Aber auch später im Leben – wenn Leute, die hier 20 Jahre wohnen und aus irgendwelchen Gründen die Staatsbürgerschaft nicht bekommen, aber Steuern zahlen, dann sollten sie wohl auch wählen dürfen. Das wäre nur gerecht. Links sein bedeutet für mich einfach, gegen Ungerechtigkeit und für Gerechtigkeit zu sein.“

Amir Ruozbeh Amiri ist antirassistischer Aktivist, Flüchtlingsberater, Student, Musikproduzent. Amir ist LINKS.