„Meine Mutter war Alleinerzieherin. Wie sie ihren Fulltime-Job, den Haushalt und uns Kinder unter einen Hut gebracht hat, ist mir heute ein Rätsel. Sie hat uns klare Grenzen gesetzt, uns aber auch viele Freiheiten gelassen, uns eine Portion Gerechtigkeitssinn und auch ein Gefühl dafür mitgegeben, wie wertvoll eine gute Ausbildung ist.
Der Vater meiner besten Freundin war Rechtsanwalt und vertrat in den Neunzigern Bürgerinitiativen und Flüchtlinge aus dem Kosovo im Asylverfahren. Damals kam ich wohl auf die Idee, Anwalt zu werden. Oder Revolutionär und Guerrillero, aber das wollte meine Mutter nicht…
Dass ich maturieren und Jus studieren konnte, ohne wohlhabend oder kreditwürdig zu sein, ist ein Privileg, dessen ich mir erst später bewusst wurde. Heute wünsche ich mir, dass alle Kinder und Jugendlichen so eine Chance bekommen und nicht wegen der „falschen“ Muttersprache in die Sonderschule gesteckt oder mit zehn Jahren aussortiert werden, weil Nachhilfe zu teuer ist und ihre Eltern ihnen nicht bei den Hausaufgaben helfen können.
Als Rechtsanwalt kämpfe ich für die Grundrechte sehr unterschiedlicher Menschen. Damit wird man zwar nicht reich, aber es fühlt sich richtig an. Wenn wir einen Asyl-Fall gewinnen, bedeutet das oft ein neues Leben für eine ganze Familie. Das ist jedes Mal zum Heulen schön, ändert aber natürlich wenig an den systematischen Ungerechtigkeiten, die es auch in Wien und Österreich gibt.
Ich will ein gutes Leben, aber nicht nur für mich oder meine Familie, sondern für alle Menschen, egal, wie sie heißen, wie sie ausschauen, wo sie herkommen, was sie glauben, wen sie lieben. Eine Wohnung, eine sinnstiftende Arbeit, Ausbildung, medizinische Versorgung, frische Luft, sauberes Trinkwasser, menschenwürdige Behandlung, Sicherheit, Respekt, für Alle. Ein gutes Leben für Alle!
Aber geht das überhaupt, ein gutes Leben für Alle? Sicher geht das. Mit Links.“
Clemens Lahner ist Vater eines zweisprachigen Sohnes, Antifaschist, Feminist, Grätzlrad-Betreiber und Rechtsanwalt. Clemens ist LINKS.