Radikale Arbeitszeitverkürzung jetzt!

Die meisten von uns arbeiten zu viel, zu wenig, das Falsche, mit den falschen Menschen, am falschen Ort. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass die Arbeitsgesellschaft in der Krise ist.

Während die einen sich ins Burnout schuften und dafür Applaus statt notwendige Gehaltserhöhungen ernten, müssen andere zittern, weil sie schon vor dem Ausbruch der Pandemie keine bezahlte Arbeit hatten oder jetzt arbeitslos wurden und Corona-Förderungen vor allem für Unternehmen, nicht aber für die Erhöhung des Arbeitslosengeldes eingesetzt werden.

Die LINKS-Kampagne „MACHMA 30! – denn wir alle sind mehr wert“ zeigt, dass Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden jetzt schon möglich wäre. Eine Reduktion der Normalarbeit hat viele positive Effekte für uns, für unser Zusammenleben und für unsere Umwelt.

In einer PETITION an die Stadt Wien fordern wir von der Stadtregierung die schrittweise Einführung der 30-Stunden-Woche für alle 65.000 Beschäftigten. Sie soll als Vorbild voranschreiten, die Arbeitszeit für ihre Mitarbeiter*innen verringern, um damit 20.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Druck auf andere Arbeitgeber*innen erhöhen, dasselbe zu tun.

In 7 Punkten zeigen wir auf, warum die 30-Stunden-Woche wichtig ist.

7 Gründe für Arbeitszeitverkürzung

Ich will 30!

Die Österreicher*innen wollen weniger arbeiten! In einer Umfrage 2020 gaben 51% der unselbständig Beschäftigten an, maximal 30 Stunden pro Woche arbeiten zu wollen (vgl. karriere.at, 30.05.2021). Warum können sie diesen Wunsch nicht realisieren? Starre Zeitvorgaben durch Arbeitgeber*innen, geringe Löhne, zu wenig Beschäftigte im Betrieb und hoher Arbeitsdruck verhindern eine Arbeitszeitverkürzung. Gleichzeitig ist die Idee der Vollbeschäftigung ebenso wie die Selbstverwirklichung durch Arbeit eine Illusion, um gesellschaftliche Hierarchien zu rechtfertigen. Warum müssen wir uns über Arbeit definieren? Warum ist eine Stunde Lebenszeit von Supermarktkassierer*innen weniger wert als die von Fondsmanager*innen? Wir fordern eine radikale Neubewertung von Arbeit!

Angestellte in Teilzeitbeschäftigung
wollen 30!

Eine Mehrheit der beschäftigten Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit, während es nur ein Bruchteil der Männer tut. Warum? Frauen bzw. FLINT* Personen müssen einen Großteil der Care-Arbeiten übernehmen und damit Aufgaben schultern, die nicht als Arbeit eingeordnet oder bezahlt werden. Viele FLINT* Personen leben deshalb in prekären Verhältnissen, ihnen droht die Altersarmut. Die Forderung der 30 Stunden-Woche ist eine feministische Forderung und soll kräftige Gehaltserhöhungen für Teilzeitbeschäftigte bringen! Wir wollen ihre Aufstiegschancen in den Betrieben verbessern und den Druck erhöhen, dass auch Männer einen größeren Teil der unbezahlten Care-Arbeit leisten!

Arbeiter*innen im Sozial- und Gesundheitsbereich wollen 30!

Insbesondere Arbeiter*innen im Sozial- und Gesundheitsbereich sind seit Jahren einer chronischen Überlastung ausgesetzt. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben diese Dynamik zusätzlich verstärkt. Immer mehr Menschen ziehen sich aus Pflegeberufen zurück, weil sie unter prekären Arbeitsbedingungen zu leiden haben. Die in den letzten Jahrzehnten forcierte Flexibilisierung der Arbeit bedeutet oft eine Zunahme der körperlichen, psychischen und emotionalen Belastung der Arbeiter*innen. Diese systematische Überlastung durch Arbeitsintensivierung und verschwindende Grenzen von Arbeits- und Freizeit führen zu stressbedingten Erkrankungen wie Burnout, Depressionen und Angststörungen. Eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich kann diesen Negativtrend stoppen!

Eine transnationale Welt will 30!

Wir alle leben auf einem Planeten, der nur beschränkte Ressourcen hat. Globalisierung bedeutet auch, diese universelle Abhängigkeit anzuerkennen. Wir stimmen mit dem Ansatz der Degrowth Bewegung (= Postwachstum) überein: Wenn es uns im globalen Norden gelingt, bessere Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu erkämpfen, verringert das den Druck auf Menschen im globalen Süden. Umwelt- und klimaschädliche Produktionen werden heute gerne ausgelagert, um nationale Klimaziele zu erreichen. Gefährlicher Müll wird (halb-)legal exportiert, statt dafür zu sorgen, dass die giftigen Stoffe gar nicht erst entstehen. Eine radikale Arbeitszeitverkürzung ist Teil eines Maßnahmenbündels, um Ressourcenverbrauch und Emissionen zu verringern und allen ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen.

Unsere Gesundheit will 30!

Von einer Humanisierung der Arbeit ist heute keine Rede mehr, stattdessen wird an die Selbstverantwortung der Arbeiter*in appelliert und Fitness für die Arbeitswelt vorausgesetzt. Wir kämpfen für ein besseres Leben für alle. Gesundheit ist kein persönliches Problem. Wenn Arbeit krank macht, geht es nicht um Yogakurse oder Achtsamkeitstraining, sondern um radikale Arbeitszeitverkürzung und eine Gesellschaft, die das Wohl der Menschen und nicht des Kapitals in den Mittelpunkt stellt. Wir wollen das bestehende System nicht ertragbarer machen, sondern es verändern!

Wir wollen 30 – Ein gutes Leben für alle!

Eine radikale Arbeitszeitverkürzung reicht nicht aus, um ein solidarisches Zusammenleben aller zu ermöglichen. Der Ansatz einer radikalen Arbeitszeitverkürzung berührt aber den Kern zahlreicher Missstände: Gegenwärtig ist nicht nur der Reichtum sehr ungleich verteilt, auch Arbeit wird sehr ungleich verteilt und bewertet. Zur Überwindung des Gender Gaps kann Arbeitszeitverkürzung einen wesentlichen Beitrag leisten. Zur Überwindung rassistischer Segregation am Arbeitsmarkt bedarf es gesetzlicher Maßnahmen: Ein Generalkollektivvertrag, ein Verbot von Leiharbeit und hohe Strafen für die Überausbeutung meist migrantischer oft illegalisierter Saisonarbeiter*innen, so etwa im Haushalt oder in der Landwirtschaft wären erste Ansätze. Die alte Trennung von Hand- und Kopfarbeit ist längst nicht überwunden: Da jeder Mensch gleich viel wert ist, ist auch jede Stunde Lebenszeit gleich viel wert und daher muss auch jede Stunde Arbeitszeit gleich viel wert sein. Wir leben nicht, um zu arbeiten – LINKS steht für ein vielfältiges Leben!

Das Recht auf Politik ist für uns selbstverständlich Teil einer solidarischen Gesellschaft, worin die Fähigkeiten und Bedürfnisse aller gleich viel zählen.

Wir können etwas ändern, daher – MACHMA 30!

Die Geschichte zeigt: Alle Rechte der Arbeiter*innen, jede Beschränkung des Arbeitstags, jeder Urlaubstag und jede Versicherungsleistung wurden erkämpft. Der Gegensatz von Kapital und Arbeit herrscht auch in neoliberalen Verhältnissen. Gegen die Spaltungen und Fraktionierungen der Lohnabhängigen setzen wir uns für eine solidarische Gesellschaft ein. Wir kämpfen für einen Ausbau der sozial-ökologischen Infrastruktur, hier werden mehr Arbeitskräfte gebraucht. Klassenkampf und Klimaschutz können nur zusammen wirken. Daseinsvorsorge (= Universal Basic Services) bedeutet einen Ausbau des Sozialstaates: Den Zugang zu Wohnen, Bildung, ökologischer Mobilität und Gesundheitsversorgung muss ein sozialer Staat für alle gewährleisten. Zusammen mit sozialen Bewegungen, verbündeten Gewerkschafter*innen und Betriebsrät*innen können wir die Verhältnisse ändern.

Petition

Um unserer Forderung nach Arbeitszeitverkürzung konkrete Maßnahmen mitzugeben haben wir 2021 eine offizielle Petition gestartet, die auch im Petitionsausschuss behandelt werden musste.

Titel der Petition:

Stufenweise Verkürzung der Normalarbeitszeit für Bedienstete der Stadt Wien auf 30-Stunden-Woche

Die Pandemie hat gezeigt, wie ungleich die Arbeit und Arbeitsbelastung verteilt sind. Während die einen sich ins Burnout arbeiten, haben wir in Wien eine Rekordarbeitslosigkeit. Die Produktivitätszuwächse der letzten Jahrzehnte machen eine stufenweise Reduktion der Normalarbeitszeit auf 30-Stunden/Woche längst möglich und notwendig. Die Stadt Wien geht als Vorbild voran und verkürzt stufenweise die Normalarbeitszeit generell auf 30 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich.

Immer öfter wird die Reduktion der Normalarbeitszeit als Möglichkeit ins Spiel gebracht, um die Arbeit gerechter zu verteilen, die Gehälter von aktuell Teilzeitbeschäftigten kräftig zu erhöhen und die Work-Life-Balance für alle zu verbessern.

Die Unternehmerverbände wollen neben dem 12-Stunden-Tag weitere Entgrenzungen im Arbeitsrecht durchsetzen.

Forderungen

Deswegen setzt die Stadt Wien jetzt einen mutigen Schritt und reduziert die Normalarbeitszeit für alle etwa 65.000 Arbeitnehmer*innen schrittweise auf eine 30 Stunden-Woche und schafft dadurch insgesamt über 20.000 neue Arbeitsplätze.

In einem ersten Schritt wird die Arbeitszeit am 1.1.2023 auf 37 Stunden reduziert, am 1.1. 2025 auf 34 Stunden und am 1.1.2027 auf 30 Wochenstunden.

Die Stadt Wien kommt dadurch ihrer zukunftsweisenden sozialen Verantwortung nach und unterstützt damit indirekt auch die Forderungen der Gewerkschaften, die Arbeitszeitverkürzung in den Kollektivvertragsverhandlungen
aller Branchen durchsetzen zu können. Langfristiges Ziel ist die Verankerung der 30-Stunden-Woche im Arbeitszeitgesetz.

60% der Bediensteten der Stadt Wien sind Frauen und 2/3 von ihnen arbeitet im Pflege-, Gesundheits- und elementarpädagogischen Bereich. Die Arbeitszeit für die Bediensteten der Stadt Wien zu verkürzen, bedeutet also nicht, Privilegierte noch besser zu stellen, sondern sehr treffsicher jene zu unterstützen, die in der Pandemie bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gehen mussten.

Darüber hinaus soll die Stadt Wien prüfen, ob sie bei der Auftragsvergabe an andere Firmen jene bevorzugen kann, die eine kürzere Arbeitszeit als Betriebsvereinbarung vertraglich geregelt haben.

Das gesamte Argumentarium:

Machma 30-News

Unser Detailprogramm

Unsere genauen Forderungen kannst du im Detailprogramm nachlesen. Das PDF gibt’s hier zum Download. Bei Fragen und Anmerkungen kannst du uns gerne hier kontaktieren.

Du bist wie wir, dein Platz ist hier!

Mach mit – egal ob in deinem Bezirk oder in der ganzen Stadt!