„Es war meine persönliche „Lebens-Zeit-Reise“, die mich schon früh LINKS hat abbiegen lassen. Aufgewachsen „am Eisernen Vorhang“ im elterlichen Gasthaus „Zur Neuen Welt (!)“, in der Roten Armee Straße, neben der russischen Kommandantur. Mit Befremden habe ich eine sichtbare „Klassentrennung“ wahrgenommen: Während im Gastzimmer die „Hackler“ (die Roten) am Stammtisch mit Bier und Schnapskarten ihren Arbeitstag beendeten, traf sich im Extrazimmer die Runde der „Besseren“ (die Schwarzen) bei einem „gepflegten Achterl“ und spielte Tarock.
Es waren viele Fragen, die meine Wanderung durch ein früh geschlossenes, traditionelles Eheleben begleitet haben – aber erst in der Aufbruchstimmung der 68er Jahre, und da vor allem in der Frauenbewegung, hat sich „in mir“ etwas zu bewegen und eine aktionistische Seite zu leben begonnen. Dieser innere Aufbruch führte mich nach meiner Ausbildung zur Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin zu 30 Jahren Tätigkeit in der Sozialpsychiatrie.
Mein Handeln war immer vom Wunsch begleitet, Menschen bei ihrer Emanzipation aus persönlichen oder institutionellen Abhängigkeiten zu unterstützen. Es war mir aber auch wichtig, sowohl Institutionsklima als auch Arbeitsbedingungen der Kolleg*innen verbessern zu helfen. Also trat ich den oft dornigen Weg in die männerdominierte Welt der Gewerkschaft an. Spätestens da waren die Themen meiner politischen Arbeit klar: radikale Arbeitszeitreduktion, Aufteilung der Sorgepflichten, Neubewertung der Reproduktionsarbeit, subjektive und objektive Belastungsfaktoren in Arbeitsverhältnissen und auch privaten Beziehungen. Und nicht zuletzt eine Road-map, die den Weg in eine Gesellschaft anzeigt, in der weder Geschlecht noch Herkunft als sozialer Platzanweiser dienen.
LINKS sein heißt für mich, aktiv an der Umgestaltung unserer Gesellschaft mitzuwirken – jeder und jede in ihrem Wirkungsbereich. Ich möchte in einer Welt leben, in der es einer „geeinten Linken“ gelingt, durch „friedliche Wut“, unterstützt von einer politisierten Zivilgesellschaft, einen Sieg über kriegerische, mörderische, menschenverachtende Systeme zu erringen. Der Weg dorthin erfordert Mut, auch Mut zur Selbstkritik.
Lustvoller und auch erfolgreicher kann dieser Weg sein, wenn wir mit vereinter Kraft, das heißt solidarisch, ordentlich Sand ins Getriebe streuen, damit die kapitalistischen Hamsterräder endlich aus dem Takt geraten!“
Helga Wolfgruber ist Aktivistin, Gewerkschafterin, Mitglied des Bundesvorstandes der KPÖ, Sozialarbeiterin, Psychotherapeutin, Klavierspielerin. Helga ist LINKS.