“Als Kind einer alleinerziehenden, finnischen Gastarbeiterin bin ich im Plattenbau aufgewachsen, in einer schwedischen Kleinstadt. Das war nicht immer leicht. Soviel zur Vorgeschichte.
Der eigentliche Wendepunkt in meinem Leben fand ein paar Jahre später statt – mit 21, als mir klar wurde, dass ich lesbisch bin. Das war in den 90ern, als es in Malmö nur eine einzige queere Bar gab – von Online-Dating ganz zu schweigen. Für Barbesuche hat mir aber das Geld gefehlt, somit war ich als queere Frau quasi unsichtbar.
So richtig politisiert hat mich dann die Großdemo in Göteborg 2001 – durch die Polizeigewalt, die ich dort erlebt habe. Wir Demonstrant*innen wurden von Politiker*innen und Medien als gewalttätige Randalierer*innen an den Pranger gestellt. Diese Ungerechtigkeit hat mich unglaublich wütend gemacht. Mein damaliges Engagement in einer feministischen Gruppe würde ich heute so nicht mehr machen: Wir haben uns verkleidet und nachts Männer erschreckt, um zu zeigen, wie es sich für Frauen anfühlt, im Dunkeln allein auf die Straße zu gehen.
Mitte Zwanzig bin ich dann meiner damaligen Liebe nach Wien gefolgt – und geblieben. Meine Wahlheimat soll eine weltoffene, vielfältige und gerechte sein. Eine Stadt, in der ich Migrant*innen nicht nur als Taxifahrer*innen und Reinigungskräften begegne, sondern gleichberechtigt in allen Lebensbereichen, Ämtern und Vierteln. Und dafür will was getan werden!
Links sein bedeutet für mich vor allem eines: Solidarität. Solidarität mit allen Menschen, ohne dass sie bestimmte Bedingungen erfüllen oder etwas beweisen müssen. Wir wollen alle glücklich sein, oder? Und so richtig glücklich kann man nur sein, wenn die anderen es auch sind.
Wir müssen uns fragen, was wir FÜREINANDER tun können – und dabei dürfen wir auch nicht vergessen, Spaß zu haben. Feiern ist wichtig, und verbindet!”
Denice Bourbon ist queer, lesbisch, Feministin, Stand-up-Comedian, Sängerin. Denice ist LINKS.