„Durch meine Eltern, die aus der Sowjetunion nach Wien gekommen sind, wurde ich schon früh politisiert. Anfeindungen gegen uns, wenn Leute hörten, dass meine Eltern Russisch sprechen, oder als „Tschusch“ bezeichnet zu werden, das habe ich oft erlebt. Es hat mich schon früh beschäftigt, warum angenommen wird, dass wir so anders sind.
In meiner Jugend waren dann das EKH und die Arena meine zweiten Wohnzimmer und ich habe begonnen, mich aktivistisch zu engagieren. Auf Demos gegen Rassismus oder gegen Atomkraft war ich immer vorne mit dabei. Wo ich besonders viel auf der Straße war, war bei der ersten Schwarz-Blauen Regierung. Vom Heldenplatz bis zum Küniglberg, sechs Stunden durch sämtliche Bezirke durch, und dabei Leute aus den Häusern mitnehmen – die Donnerstagsdemos damals waren ein Wahnsinnserlebnis.
Diese riesige Bewegung habe ich später vermisst, dadurch hat sich auch mein eigener Aktivismus verringert. In meiner Arbeit in der Kulturbranche hatte ich dann aber oft das Gefühl, ich bin eine der wenigen, die versucht, bei politischen Themen mehr in die Tiefe zu gehen statt nur oberflächlich darüber zu reden – sei es die Wohnungspolitik in Wien oder das Thema Wahlrecht und der enorm harte Zugang zur österreichischen Staatsbürgerschaft. Einer der wichtigsten Aspekte vom Links-sein ist für mich eben, auf soziale Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen.
Als dann 2017 erneut eine rechte Regierung kam, wusste ich, ich muss endlich etwas tun. Dass Kurz, der, egal mit wem in der Koalition, eigentlich nur auf Alleingang regieren will, ist so fatal, da muss man unbedingt dagegenhalten.
Ich bin wieder auf die Donnerstagsdemos gegangen und als ich dadurch erfahren habe, dass es eine neue linke Partei geben wird, war ich sofort dabei. Die letzten Jahre ist so viel passiert und ich wollte nicht mehr nur darüber sudern, ich wollte richtig was verändern, denn so geht es nicht mehr weiter.”
Fio Marina Losin ist Aktivistin, Kulturschaffende, leidenschaftliche Demonstrantin. Fio ist LINKS.