Roja Ratzinger

“Seitdem ich denken kann, weiß ich, dass die Gefahr von rechts real ist. Das hat damals bereits meine mit mir hochschwangere Mutter am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie selbst, gebürtige Iranerin und engagierte Antifaschistin, lebte allein mit meiner damals achtjährigen Schwester in Bayern. Es begann mit Drohbriefen, nächtlichem Telefonterror, besprayter Hauswand und eingeschlagenen Autoscheibe. Sie solle das Land verlassen, wenn sie am Leben bleiben will, drohte man ihr. 

Als sie die Polizei alarmierte, erklärte ihr diese, dass sie doch verstehen müsse, dass die Leute hier ein Problem mit der ganzen Zuwanderung hätten. Alleingelassen vom deutschen Staat, auf den sie als Sozialarbeiterin einen Eid schwor, musste sie sich selbst helfen. Sie installierte eigens eine Fangschaltung, Freunde aus der linken Szene hielten nächtliche Wache.

Dies ist die Geschichte meiner Familie. Es ist eine Geschichte von vielen in Deutschland und Österreich – jede einzelne dieser Geschichten, ist eine zu viel. Nichtsdestotrotz, hat mir all das schon in jungen Jahren viel gelehrt, dass rechtes Gedankengut und rassistische Gewalt nicht nur Teil einer schandhaften Vergangenheit unserer Gesellschaft sind, sondern dass es sie im Hier und Jetzt gibt. Antifaschist*in zu sein, heißt einen lebenslangen Kampf zu kämpfen, immer wachsam zu bleiben, nie aufzuhören daran zu erinnern und niemals zu vergessen. 

Links sein bedeutet für mich, sich immer – ohne Wenn und Aber – auf die Seite der Schwächeren zu stellen. Es bedeutet, wütend zu sein auf diese ungerechte Welt und sie genau deshalb unbedingt ändern zu wollen. Es beschreibt für mich das Streben, nach einer besseren, einer gerechteren Welt, in welcher alle die Möglichkeit bekommen sollen, miteinander in Wohlstand, Frieden, Sicherheit und im Einklang mit der Natur zu leben.” 

Roja Ratzinger ist überzeugte Antifaschistin, Antikapitalistin und Psychologin. Roja ist LINKS. 

Amir Ruozbeh Amiri

„Über Ungleichheit habe ich schon früh nachgedacht. Erstmals engagiert habe ich mich für Geflüchtete, als ich merkte, dass die staatliche Hilfe für diese Menschen nicht ausreicht. Zuerst besorgte ich die wichtigsten Sachen für die Leute in Traiskirchen, mit Geld, das ich sammelte – Damenhygieneartikel, Windeln und Nahrung. Dann habe ich mit befreundeten Friseuren eine Haarschneide-Aktion in Traiskirchen ins Leben gerufen, und auch eine Sneaker-Sammelaktion für die Geflüchteten.

Es war mir ein Anliegen, sie zu unterstützen, weil ich genau weiß, wie man sich in der Situation fühlt. Ich habe das selbst durchgemacht als ich mit fünf Jahren mit meiner Familie nach Österreich geflohen bin. Wir haben auch in Traiskirchen und in anderen Asylunterkünften gewohnt.

Später gab ich Deutschkurse und Nachhilfe für Geflüchtete. Oft gehen diese Kinder in Klassen, in denen sie unter sich sind. Da erwartet man von ihnen, dass sie sich integrieren und die Sprache lernen, aber steckt sie in gesonderte Klassen. Natürlich kann das nicht funktionieren. Migrant*innenkinder haben es nicht leicht in der Schule, das weiß ich selbst. Meine Volksschullehrerin wollte meine Eltern überzeugen, dass ich nicht auf ein Gymnasium passe. Ich habe es trotzdem in die AHS geschafft und bin jetzt selbst angehender Lehrer. Das bei dem veralteten Lehrplan fast nichts dabei ist, was für die Realität vieler Schüler*innen relevant ist, das ist schon erschreckend. Das Thema Gleichbehandlung muss auch Platz in der Schule finden.

Aber auch später im Leben – wenn Leute, die hier 20 Jahre wohnen und aus irgendwelchen Gründen die Staatsbürgerschaft nicht bekommen, aber Steuern zahlen, dann sollten sie wohl auch wählen dürfen. Das wäre nur gerecht. Links sein bedeutet für mich einfach, gegen Ungerechtigkeit und für Gerechtigkeit zu sein.“

Amir Ruozbeh Amiri ist antirassistischer Aktivist, Flüchtlingsberater, Student, Musikproduzent. Amir ist LINKS.

Karoline Themeßl-Huber

“Kinder sind ein gutes Beispiel dafür, wie Gesellschaft funktionieren könnte. In Klassengemeinschaften, in denen es allen Kindern gut geht, gibt es zum Beispiel nie Probleme mit Rassismus. Sie setzen sich prinzipiell dafür ein, dass es allen gut geht, Tierschutz ist total wichtig, teilen, Fairness und Gerechtigkeit…und man kann mit ihnen über alles diskutieren. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn man Kinder Politik machen lassen würde. Sie sind so ehrlich…die wären alle links. 

Ich bin Lehrerin in einer Volksschule im 22. Bezirk, viele meiner Schüler*innen haben Migrationserfahrung oder sind geflüchtet. Ich merke, wie sehr der Wohlstand der Eltern die Bildungschancen der Kinder beeinflusst. Nicht alle können sich die Ganztagsschule leisten, und wenn die dann gratis ist: Was ist mit den Ausflügen, Projektwochen oder Zusatzangeboten? Auch während Corona und dem digitalen Unterricht habe ich gemerkt: Den Kindern, denen es gut geht, ging es weiterhin gut, und Kindern denen es schlecht geht, ging es während Corona noch schlechter. Wir brauchen dringend ein neues Bildungssystem, das allen Kindern eine Chance gibt.

Was das angeht, hat mich meine Mutter stark geprägt: ebenso eine Lehrerin, aus tiefstem Herzen Humanistin und mein Idol. Sie schaut immer, dass es allen gut geht, kann fast alles, und hat mir beigebracht, wie wichtig es ist, sich für die Schwächeren einzusetzen. 

Als ich dann von LINKS gehört habe, war ich von Anfang an Feuer und Flamme für die Idee. Dass sich Linke zusammenschließen und zusammen etwas aufbauen wollen, hat mich begeistert. Ich bin lieber selbst aktiv und tue etwas, als jemanden zu wählen, mit dem ich unzufrieden bin. 

Links zu sein bedeutet für mich, auf Benachteiligte zu schauen, optimistisch zu sein und das Gute im Menschen zu sehen. Bei LINKS gibt es so viele großartige und leidenschaftliche Menschen, und die möchte ich weiterhin unterstützen. Ich will aktiv dazu beitragen, dass es denen, denen es nicht so gut geht, besser geht.” 

Karoline Themeßl-Huber ist Lehrerin, Optimistin, Sängerin. Karoline ist LINKS.

Avery Wieninger

“Ich hatte schon immer einen Sinn dafür, was richtig und was falsch ist. Schwarz-Blau – ich war jung und kannte die Details nicht, aber ich wusste, da ist was falsch. Und jetzt geschah es schon wieder. Ich kann nicht mehr nur zusehen, ich musste aktiv werden. Feministisch und queer gebildet habe ich mich im Internet. In einem Blog bin ich dann über das Wort „agender“ gestolpert und konnte mich sofort damit identifizieren. Ich bin einfach nur Mensch; keine binäre Geschlechtsidentität trifft auf mich zu. 

Als Jugendliche_r habe ich viel geschrieben und bin über die Geschlechter meiner Hauptfiguren gestolpert, da ich dachte, es gäbe nur zwei. Die Kleidungsindustrie hat mich immer schon maßlos geärgert – wieso gibt es für meine Maße nur rosa Ramsch? Und wieso wird Menschen aufgrund ihrer externen Geschlechtsteile gleich ganze Persönlichkeiten, Vorlieben, Lebensläufe aufgedrückt? Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn Leute anfragen, die eingetrichterten, konservativen Muster zu hinterfragen. 

LINKS habe ich über das Internet entdeckt, und begonnen mich zu engagieren. Ich will nicht mehr ständig GEGEN etwas kämpfen, sondern FÜR etwas – eine bessere Welt. Wo queer sein, POC sein, eine Behinderung zu haben, dick zu sein, Teil des Mainstreams ist. Wo Armut Geschichte ist. Mit LINKS setze ich meine Privilegien ein, um für die Verbesserung der Lebensqualität von allen zu kämpfen, die bis jetzt marginalisiert wurden. Dazu gehört auch der Kampf für das Klima und eine intakte Erde. 

Links sein bedeutet für mich: sozial zu sein, solidarisch zu sein. Wir können nur gemeinsam für ein gutes Leben arbeiten. Wir können es uns leisten, anderen zu helfen, einander zu helfen. Zusammenhalten ist Pflicht für uns als Gesellschaft, wir haben diese Kapazitäten, und gemeinsam schaffen wir das!”

Avery Wieninger ist Nerd, Gutmensch, Social Justice Warrior, non-binary, queer und intersektionell feministisch. Avery ist LINKS.

Bernhard Gaishofer

“Ich bin in der Donaustadt geboren und aufgewachsen, und auch heute dort Bezirkssprecher der KPÖ. In meiner Familie, einem klassischen SPÖ-Haushalt, wurde immer viel über Politik gesprochen, und als Teenager bin ich auch selbst politisch aktiv geworden. Das war in der Gusenbauer-Ära – nicht die linke Politik, die ich mir vorgestellt habe. Ich wollte eine konkrete Verbesserung der Lebensumstände der Menschen, die hier wohnen, eine Stadt, die für die Menschen da ist, nicht für Spekulanten. Deshalb bin ich bei der KPÖ aktiv geworden. 

Bei den Grünen fehlt mir einfach eine tiefergehende Systemkritik, was Sozialpolitik und gewerkschaftliche Politik betrifft. Die Vorstellung, dass unsere Gesellschaft auch anders organisiert werden könnte. Für mich ist das kein Lifestylethema, Radwege zum Beispiel…Mobilität eine wichtige soziale Sache, gerade in meinem Bezirk. Ebenso wie leistbarer Wohnraum: neben der Verkehrspolitik mein Schwerpunkt als Bezirkspolitiker. 

Meine Traumstadt Wien ist eine gute Mischung aus Stadt und Land, in der alle dort lebenden Menschen ein sorgenfreies Leben führen können. Ich liebe den 22. auch deshalb weil er – noch! – so grün ist und es so viele Freiräume gibt. Ich setze mich für eine ökologische Stadt ein, eine Stadt in der kulturelle und soziale Nahversorgung gegeben ist, in der es Gemeinschaftsräume und Volkshochschulen in jedem Grätzel gibt, damit sich alle Bewohner*innen beteiligen können. 

Links bedeutet für mich Fortschritt. Auf allen Ebenen. Sei das Verbesserung der sozialen Lage, oder im Umgang miteinander. Es bedeutet, solidarische Verhältnisse zu schaffen, persönlich, aber auch als Gesellschaft. Wir brauchen dringend eine zukunftsorientierte, fortschrittliche Politik, denn so wie wir jetzt leben und arbeiten ist weder zeitgemäß noch nachhaltig.” 

Bernhard Gaishofer ist solidarisch, fortschrittlich, antikapitalistisch, Bezirkssprecher der KPÖ, Buchhändler. Bernhard ist LINKS.

Sadie Walizade

“Ein schwarzer Kasten auf Instagram reicht nicht aus, um gegen Rassismus zu kämpfen. Viele haben eine gute Haltung, aber das ist nicht genug, um politisch etwas zu bewegen. Es ist wichtig aktiv zu sein und es ist auch niemals zu spät, es zu werden. Als Deutsche habe ich so wie ein Drittel der Wiener*innen kein Wahlrecht. Kein Mitspracherecht zu haben, das finde ich inakzeptabel. 

Deshalb gehe ich auf Demos, legte bei Donnerstagsdemos auf und engagiere mich jetzt politisch in Ottakring. Ich will nicht mehr nur darüber reden, ich will etwas TUN. 

Trotz Erfahrungen mit Rassismus – auch racial profiling seitens der Polizei –, die ich gemacht habe, bin ich privilegiert. Ich habe studiert, habe ein Umfeld, in dem viele Menschen kulturinteressiert, politisiert und weltoffen sind. Ich lege auf Technoparties auf, die ich mitunter veranstalte. Auch dort muss ich als weibliche DJ gegen eine männlich dominierte Szene ankämpfen. 

Seit ich in Wien lebe ist Ottakring Dreh- und Angelpunkt meines Alltags, besonders der Yppenplatz. Aber nicht die Lokale da, sondern der Tischtennisplatz. Da bin ich oft, spiele mit Leuten aus allen möglichen Orten, verschiedenen Alters sowie unterschiedlichen sozialen Milieus und nichts davon spielt wirklich eine Rolle. Nun geht es darum, diesen Mikrokosmos auf ganz Wien zu übertragen. Das ist mein Wien, wie ich es möchte und besser werden soll:

Niemand soll seine Wohnung verlieren, in der er_sie schon lange wohnt, weil die Mieten immer teurer werden und kein leistbarer Wohnraum geschaffen wird. Der öffentliche Raum soll eine Begegnungszone ohne Konsumzwang sein, die wir gemeinsam gestalten, aufbauen und beleben. Sogar die öffentlichen Toiletten kosten Geld – was ist daran öffentlich? 

LINKS sein bedeutet für mich, sozial zu sein, “moralisch” zu sein, und vor allem auf Missstände aufmerksam machen, gegenhalten, aktiv sein um Dinge zu ändern. Deshalb bin ich bei LINKS und versuche meinen Beitrag in OTK zu leisten und mitzuhelfen.”

Sadie Walizade ist DJ, Eventveranstalterin, Radioratgeberin und Mama vom Yppenplatz. Sadie ist LINKS. 

Nathalie Rettenbacher

“Politisch aktiv war ich schon seit meiner Schulzeit – Schulsprecherin, in der AKS, wo ich viele engagierte Leute kennengelernt habe, die mich inspiriert haben. Nach der Matura habe ich Germanistik und Politikwissenschaft inskribiert, war an der Uni dann bei der ÖH und GRAS.

Die Frage die mich dabei immer beschäftigt ist: Warum werden manche Menschen schlechter behandelt als andere? Warum sind wir alle gegeneinander, warum gehen wir nicht besser miteinander um? Wir können es uns doch leisten, als Gesellschaft, einander zu helfen! 

Wirklich radikalisiert, wenn man es so nennen kann, hat mich aber erst mein Outing als trans Frau vor drei Jahren. Dass ich trans bin wusste ich schon länger, aber am Land, mit konservativem Elternhaus, habe ich das bis dahin verdrängt. Auch, weil es ja nicht so leicht und schon gar nicht attraktiv ist, in unserer Welt eine Frau zu sein. 

Die Sexismuserfahrungen von Frauen haben mich immer betroffen gemacht – die Transfeindlichkeit in unserer Gesellschaft am eigenen Leib zu erfahren ist aber nochmal eine andere Sache. Die Agenden von trans Personen werden immer wieder als Randthemen betrachtet, verdrängt, ignoriert. 
Ich bin weiß und somit trotzdem privilegiert, habe einen österreichischen Pass – dessen bin ich mir bewusst. 

Links zu sein bedeutet für mich, solidarisch zu sein mit Leuten die dieselben Struggles haben, aber auch mit denen, die andere Struggles haben, weil sie vielleicht weniger privilegiert sind. Seite an Seite zu stehen, sich für Leute einsetzen, die das in dem Moment nicht können, deren Stimme nicht gehört wird.”

Nathalie Rettenbacher ist Queerfeministin, trans, Studentin und Kandidatin in Favoriten. Nathalie ist LINKS. 

Mo Sedlak

“Die Proteste gegen den Besuch von George Bush 2006 haben mich erstmals politisiert. Damals war ich 13 und realisierte, was Krieg bedeutet und wie viele Opfer er fordert. Dadurch habe ich mich der Antikriegsbewegung angeschlossen und sehr bald als revolutionärer Antikapitalist verstanden. Ich war bei Schulstreiks dabei und habe begonnen, mich zu engagieren.

Später war ich bei der Care Revolution aktiv. Pflegekräfte sind ja nicht erst seit der Corona-Krise Held*innen. Es ist ein Wahnsinn, was die machen und vor allem unter welchen Arbeitsbedingungen. Wir haben viel mit ihnen gesprochen und im AKH, in der Rudolfstiftung und anderen Krankenhäusern für besseren Lohn und mehr Arbeitskräfte gekämpft. Ich habe mich vor allem an der Basis organisiert, auch mit Leuten, die nicht bei der Gewerkschaft waren und trotzdem was für ihre Rechte machen wollten. Gemeinsam haben wir eine breite Vernetzung von Pflegekräften hinbekommen und große Demos organisiert, das war ein Erfolg.

Dann bin ich nach New York gezogen wegen meines Jobs. Dort habe ich eine Gewerkschaft gegründet, und damit einen Kollektivvertrag mit einem Streik erkämpft. Ich habe immer versucht, unsere Gewerkschaftskämpfe mit denen von anderen zu verbinden, mit Kämpfen gegen Rassismus oder dem Frauenstreik. Dadurch ist ein breites, solidarisches Netzwerk von Leuten entstanden. Das war eine Transformation für mich, und dafür, wie ich Politik gemacht habe – aus ganz kleinen Kämpfen, zu größeren, bis hin zu einer gemeinsamen Weltanschauung zu kommen. 

Für mich bedeutet Links sein in erster Linie, bestehenden Ungleichheiten gegenüber kritisch zu sein und das ungerechte System radikal in Frage zu stellen. Es bedeutet für mich auch, die Sachen, an die ich glaube, gemeinsam mit anderen aktiv in die Tat umsetzen.”

Mo Sedlak ist Aktivist und revolutionärer Antikapitalist. Mo ist LINKS.

Carina Karner

“Ich war schon als Teenager politisch interessiert und habe viele politische Sachen gelesen. Aber dadurch, dass ich am Land und in einer “bildungsfernen” Familie aufgewachsen bin, war das trotzdem sehr weit weg für mich. Politikwissenschaften zu studieren lag nicht in meinem Horizont, meine Eltern waren auch dagegen. Der Grund, dass ich dann Physik studiert habe, war, dass ich wusste, dass ich da mal einen Job finde. 

An der Uni habe ich dann Leute kennengelernt, mit denen ich eine linke Politgruppe gründete, wir waren im EKH und bei linken Veranstaltungen und Demos. Diese Zeit hat mich geprägt. Am Anfang haben mich abstrakte Gesellschaftsutopien interessiert, aber bald war mir klar, dass man auch in der Praxis etwas für Gleichberechtigung tun muss.

Weil es auch in der Linken Sexismus gibt, und auch, weil ich Physik studierte, wurde Feminismus zunehmend ein Thema für mich. Physikerinnen, genauso wie Frauen in anderen Feldern, wird immer noch weniger zugetraut. Die Befreiung vom Patriarchat, auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene, wurde immer mehr Thema für mich. Gemeinsam mit anderen Unikolleginnen habe ich ein Frauennetzwerk gegründet. Es ging dabei aber nicht um unsere Karrieren, sondern darum, uns gegenseitig zu unterstützen, um bestehen zu können. Die Entwicklung dieser Community war toll! 

Aber auch die Tatsache, dass ich ein Arbeiter*innen-Kind bin, hat mich geprägt. Daher ist auch das Thema Arbeit sehr wichtig für mich, und wie man den Klassenunterschied sichtbar machen, aber vor allem auflösen kann. Links sein ist für mich etwas sehr praktisches. Es heißt, linke Ideale zu haben, aber viel wichtiger finde ich ist die gelebte Solidarität mit anderen. Dass, wenn du Privilegien genießt, sie auch abgibst, und es nicht nur sagst. 

Links sein muss eine gelebte Sache sein – damit sich auch was ändert!”

Carina Karner ist Physikerin vom Land. Carina ist LINKS. 

Katharina Mückstein

“Soziale Ungerechtigkeit war immer ein Thema. Was man dagegen tun kann dass es manchen besser und manchen schlechter geht, haben meine Eltern schon als Sechsjährige mit mir diskutiert. Mit 12 war ich ein Punk, in der Antifa und der KJÖ aktiv, und es war klar – mit dieser Gesellschaft bin ich nicht einverstanden. Es muss was getan werden. 

Dass ich als Mädchen anders behandelt werde als die Burschen, habe ich erst recht nicht eingesehen. Deshalb habe ich vor zehn Jahren FC GLORIA mitgegründet, ein Netzwerk von und für Frauen aus der Filmbranche. Wir wollen Frauen stärken, sichtbar machen, uns gegenseitig unterstützen. Es ist politische Lobbyarbeit für Ressourcengerechtigkeit in der Filmbranche, die eine heteronormative und männerdominierte ist. Warum etwa werden nur 20% der Fördermittel in der Filmbranche an Frauen vergeben? 2016 haben wir es geschafft, diese Frage zu einer parlamentarischen zu machen, und infolgedessen die Frauenquote zu erhöhen – ein kleiner Erfolg, aber der Weg ist noch lang.

Meine Kunst ist für mich auch politischer Aktivismus. Meine Filme drehen sich um die Schnittstelle von Privatem und Politischem, denn Filme erzählen nicht nur Geschichten, sondern prägen die Realität (mit). Ich setze mich dafür ein, dass verschiedenste Leute Geschichten erzählen können, und die Geschichten von verschiedensten Leuten erzählt werden. 

LINKS sein bedeutet für mich Solidarität – ein Bewusstsein für das, was über mich hinausgeht. Wie leben und kämpfen andere? Wie arbeiten sie, unter welchen Bedingungen, und wie geht es ihnen dabei? Meine Realität beschränkt nicht, für wen ich mich einsetze!”

Katharina Mückstein ist Regisseurin, Autorin, Feministin, Verbündete. Katharina ist LINKS.