Die Causa Rammstein

Keine Bühne für – mutmaßliche – Täter. Keinen Täterschutz, keine Anerkennung, keine Öffentlichkeit, kein Wegsehen und kein Leugnen.

Denn das Patriarchat kennt keine Grenzen. Die seit Monaten kursierenden Berichte über die – mutmaßlichen – Übergriffe von Till Lindemann brechen nicht ab, werden mehr und erzählen mittlerweile von mehreren – mutmaßlichen – Tätern in der Band. Es trat auch eine FLINTA* Person in Österreich vor die Medien und erzählt von den Misshandlungen und dem Missbrauch, den sie und andere vor und nach Rammstein-Konzerten in Österreich durch Lindemann erfuhren.

Und was passiert? Nichts.

Budapest, Berlin, Paris: Rammstein tourt weiter durch Europa, als wäre nichts gewesen. Trotz Row-Zero-Verboten kommen weitere Vorfälle ans Licht. Die Band spielt auch in Wien. Mehr als 16.000 Menschen unterzeichneten die @aufstehn_at Petition und fordern “#KeineBühne für Täter!” – doch der Veranstalter Arcadia und die Stadion-Betreiber*innen bei der Stadt Wien halten an den Konzerten fest.

Die Stadt Wien lässt einen Platz in „Ni-Una-Menos“ benennen als Zeichen gegen Femizide und veranstaltet im November Events gegen Gewalt an Frauen. Dass das nur leere Versprechen und Symbolpolitik ist, wird jetzt einmal mehr sichtbar. Dann, wenn sie FLINTA* Personen wirklich schützen können, schauen die Stadt Wien, Arcadia und die Wien Holding einfach zu, schlimmer noch, geben – mutmaßlichen – Tätern eine Bühne.

FLINTA* Personen sind auf diesen Konzerten nicht sicher. FLINTA* Personen sind auch sonst nicht sicher. Nicht in einer Welt mit einem System der Erniedrigung, Ausbeutung, Misshandlung und des Missbrauchs.

Wir lassen uns das nicht gefallen. Wir schauen nicht zu! Wir stellen uns gegen eine Stadt, die Profit mit – mutmaßlichen – Tätern auf Kosten von FLINTA* Personen macht. Denn hier gibt es weder Bühne noch Platz für Täter. Es fängt beim Catcallen, bei Missbrauch, bei Sexismus an und endet im Femizid. Das System hat einen Namen: Patriarchat – lasst es uns anzünden.

Update nach dem Konzert:

Das Rammstein-Konzert durfte stattfinden – aber nicht ohne Gegenwehr! Zusammen mit rund 2.000 Demonstrant*innen und Aktivist*innen des Bündnisses #KeineBühne haben wir ein Zeichen gesetzt – gegen sexualisierte Gewalt und die mutmaßlichen Täter Till Lindemann und Christian Lorenz. Und wir waren ordentlich laut.

Es wäre für niemanden ein Verlust, wenn die Band Rammstein ein für alle Mal aus der Musikbranche verschwindet. Denn Kunst ist niemals von den Künstler*innen zu trennen – schon gar nicht, wenn diese Kunst voll mit gewaltverherrlichenden, sexistischen Inhalten ist.

Gewalt in den Songs, Gewalt von den Fans.

Sexistische Beleidigungen, Erniedrigungen und sogar Hitler-Grüße waren die Reaktion der Fans auf unsere Unterstützung für Betroffene. Nicht angenehm für Betroffene und nicht angenehm für Unterstützer*innen, aber umso wichtiger, dass wir da waren!

Wir halten zusammen und werden nicht aufhören, Betroffenen zuzuhören und zu glauben! Keine Bühne für Täter! Rape is no culture!

💜✊