KONSUM
WEIL DER MARKT ES NICHT RICHTEN WIRD
Die neoliberale Erzählung von einem Markt, der sich um uns alle kümmert, wenn wir ihn nur lassen, ist ein Märchen. Eine „Konsumdemokratie“, also eine Welt, in der die Freiheit der einzelnen darin besteht, zu wählen, was und wie sie konsumieren möchten, kann in unserer kapitalistischen Welt nur Ungleichheit bringen: Solange Menschen verschiedene finanzielle Möglichkeiten haben, solange jegliche Produktion reiner Profitlogik folgt, kann Konsum nie gerecht sein. Das bedeutet auch, dass die Argumentation, Konsumverhalten alleine könne eine Besserung hervorrufen, zu kurz greift: Solange vermeintlich nachhaltiger Konsum ein nicht für alle erschwinglicher Lifestyle-Faktor bleibt, und umgekehrt Menschen, die sich diesen nicht leisten können, individuell für bestehende Produktions- und Ausbeutungsverhältnisse verantwortlich gemacht werden, wird sich das große Ganze nicht ändern lassen.
Insbesondere Fleischkonsum ist in Österreich mitunter ein emotionales Thema. Dennoch sind sich alle Klima- und Umweltexpert*innen einig, dass ein großer Aspekt der Begegnung der Klimakrise in der Umstellung unseres Konsums tierischer Produkte liegen wird müssen. Das heißt nicht, dass wir dem Schnitzel für immer abschwören müssen. Aber mehrmals täglich Fleisch zu konsumieren ist einer der Hauptgründe für Treibgasemissionen und Ressourcenzerstörung.
Umgekehrt haben Essgewohnheiten viel mit Routine und Sozialisierung zu tun. Dass Menschen mit geringerem Einkommen dazu neigen, mehr verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren – da diese oft die günstigste und zeiteffizienteste zubereitbare Option darstellen, ist kein Zufall. Die Zusammensetzung dieser Nahrungsmittel, und ihr mit steigendem Verarbeitungsgrad höheres Potenzial, Langzeitfolgen der Fehlernährung wie Diabetes (Zuckerkrankheit) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszulösen, ist einer der wesentlichen Faktoren dafür, dass Menschen mit niedrigerem Einkommen in Wien um ein ganzes Jahrzehnt früher sterben als wohlhabendere Menschen. Auch hier ist Fleischkonsum ein wichtiger Risikofaktor, der aber nicht ganz so eng an die Einkommensverteilung gebunden ist.
Solidarische Landwirtschaft
Community Supported Agriculture, auf Deutsch oft schlicht als „solidarische Landwirtschaft“ bezeichnet, bietet zusätzlich den Vorteil für die Produzent*innen, dass das Ernterisiko durch die Konsument*innen mitgetragen wird.
In der Praxis funktioniert das so, dass die Konsument*innen die Ernte bereits vorfinanzieren und dann entsprechend des Ertrags ihre jeweiligen Ernteanteile bekommen. Solange das Konzept auf individueller Basis angewendet wird, setzt es voraus, dass die Verbraucher*innen die finanziellen Mittel haben, um diese Vorschüsse zu leisten und bei potenziellen Ausfällen zusätzliche Lebensmittel zukaufen zu können, um ihre Bedürfnisse zu decken. Bei besonders hohen Ernteerträgen müssen sie umgekehrt die Fertigkeiten und zeitlichen Kapazitäten haben, diese zu verwerten oder zu verteilen – andernfalls verderben die durch den Mehrertrag zusätzlich erhaltenen Lebensmittel.
All das setzt Lebensbedingungen voraus, die viele Wiener*innen schlichtweg nicht haben. Nimmt jedoch die Stadt anstelle des Individuums die Rolle der solidarischen Konsumentin ein, lassen sich diese Probleme viel leichter lösen: Erleiden die Landwirt*innen, mit denen die Stadt hier Vereinbarungen trifft, Ausfälle, wird es ein logistisch verhältnismäßig viel kleinerer Aufwand sein, die benötigten Lebensmittel auf anderem Wege zu beschaffen – umgekehrt kann das trotzdem investierte Geld als faire und nicht an Landbesitz gekoppelte Agrarförderung angesehen werden, die sicher dort ankommt, wo sie zugutekommen soll. Erwirtschaften die Vereinbarungspartner*innen jedoch einen Überschuss, können die zusätzlich anfallenden Lebensmittel im NGO- oder öffentlichkeitsnahen Bereich verwendet werden (Beispiel Suppenküchen, Volks- und Volkshochschulen, auch im Rahmen von Workshops, Buffets bei öffentlichen Veranstaltungen etc.).
Lebensmittelkooperative
Das zweite oben Konzept ist die FoodCoop – auf Deutsch: Nahrungsmittelkooperative. Dabei handelt es sich um „nicht gewinnorientierte, selbstverwaltete Gemeinschaften, die eine Infrastruktur zur Besorgung und Verteilung von fairen und nachhaltigen Produkten (hauptsächlich Lebensmittel) bieten“, in denen alle Mitglieder das Recht zur Mitbestimmung haben müssen.
Unser Detailprogramm
Unsere genauen Forderungen kannst du im Detailprogramm nachlesen. Das PDF gibt’s hier zum Download. Bei Fragen und Anmerkungen kannst du uns gerne hier kontaktieren.
GLOBAL DENKEN
Leider fangen ausbeuterische Arbeits- und Produktionsverhältnisse weder in Wien noch in Österreich an und hören auch nicht hier auf. Der billige Massenkonsum hat besonders im globalen Süden Zerstörung von Ökosystemen und Raub und Verdrängung von kleinbäuerlichen Lebensgrundlagen zu verantworten.
Diese Mechanismen werden durch die sogenannte „globale Arbeitsteilung“, die Macht der multinationalen Konzerne und durch den internationalen Freihandel und seine Abkommen immer weiter fortgeschrieben und verfestigt. Eine internationale Gesetzgebung, die sich dem entgegenstellen und arbeits- und umweltrechtlichen Schutz, ja auch nur den Schutz von Leben und Gesundheit der in diesen globalen Produktionsketten hängenden Menschen, sicherstellen würde, fehlt. Besonders Frauen bzw. FLINTA*-Personen, die in vielen Weltregionen gesellschaftlich immer noch für die Ernährungssicherung verantwortlich sind, werden mit dieser Aufgabe von der internationalen Gemeinschaft schlichtweg allein gelassen.