“Mir wurde sehr früh klar, dass es nicht selbstverständlich ist, dass es mir besser geht als anderen.
Ich war in einem inklusiven Kindergarten, wo die Hälfte der Gruppe eine Behinderung hatte. So lernte ich als Kind, dass alle die gleichen Chancen verdienen, dass alle ihre Qualitäten haben. Das ist mein Grundverständnis der Welt.
Ich war sehr lange in einem engen Umfeld in Berlin unterwegs. Irgendwie war ich schon in der Schule politisch, aber nie so radikal und aktiv, wie es angebracht wäre. Das ist erst in Wien passiert.
Mit 17 zog ich für ein Freiwilligenjahr hierher, um bei den Bundesgärten zu arbeiten. Ich wurde in Seminaren für Umweltthemen sensibilisiert, wurde vegan, weil das für mich der Weg war, gut zu Tier, Mensch und Umwelt zu sein. Ich lernte immer mehr Leute kennen, die mich zum Nachdenken über Feminismus und Antirassismus gebracht haben. Sah bewusster Nachrichten, hatte immer mehr WTF-Momente, war auf Donnerstagsdemos, bekam immer mehr Wut, feierte den Fall der Regierung.
Spätestens bei den Black Lives Matters Demos fing ich an, mich selbst zu hinterfragen und war überzeugt, ich müsse mehr tun. Ich ging einfach alleine zum Wahlkampfauftakt von LINKS im Prater. Ich sah danach Aufrufe für Plakatieren und dachte, ich muss da mithelfen, damit es diese Partei in Wien gibt. Aus dem mithelfen wollen wurde ganz schnell eingebunden sein und sich aufgenommen fühlen. Aus LINKS wurde der Ort, an dem ich meine Wut in gute Taten umwandeln kann und nebenher so viel lernen darf.
Bildungswissenschaft ist etwas, womit ich nach dem Studium dafür kämpfen kann, Ungleichheiten zu beenden. Kinder werden in pädagogischen Einrichtungen vom frühesten Alter an betreut, der Einfluss auf sie ist so riesig, das müsste so viel besser umgesetzt werden.
Links sein heißt für mich zunächst mal zu lernen. Und stets für alle einzustehen, die von allen möglichen Seiten scheiße behandelt werden. Nie zu akzeptieren, dass es den einen verdammt gut geht und anderen so viel schlechter.”
Henrike Spremberg ist angehende Bildungswissenschaftlerin, Überdenkerin, Bach-Enthusiastin. Henrike ist LINKS.