„Über Ungleichheit habe ich schon früh nachgedacht. Erstmals engagiert habe ich mich für Geflüchtete, als ich merkte, dass die staatliche Hilfe für diese Menschen nicht ausreicht. Zuerst besorgte ich die wichtigsten Sachen für die Leute in Traiskirchen, mit Geld, das ich sammelte – Damenhygieneartikel, Windeln und Nahrung. Dann habe ich mit befreundeten Friseuren eine Haarschneide-Aktion in Traiskirchen ins Leben gerufen, und auch eine Sneaker-Sammelaktion für die Geflüchteten.
Es war mir ein Anliegen, sie zu unterstützen, weil ich genau weiß, wie man sich in der Situation fühlt. Ich habe das selbst durchgemacht als ich mit fünf Jahren mit meiner Familie nach Österreich geflohen bin. Wir haben auch in Traiskirchen und in anderen Asylunterkünften gewohnt.
Später gab ich Deutschkurse und Nachhilfe für Geflüchtete. Oft gehen diese Kinder in Klassen, in denen sie unter sich sind. Da erwartet man von ihnen, dass sie sich integrieren und die Sprache lernen, aber steckt sie in gesonderte Klassen. Natürlich kann das nicht funktionieren. Migrant*innenkinder haben es nicht leicht in der Schule, das weiß ich selbst. Meine Volksschullehrerin wollte meine Eltern überzeugen, dass ich nicht auf ein Gymnasium passe. Ich habe es trotzdem in die AHS geschafft und bin jetzt selbst angehender Lehrer. Das bei dem veralteten Lehrplan fast nichts dabei ist, was für die Realität vieler Schüler*innen relevant ist, das ist schon erschreckend. Das Thema Gleichbehandlung muss auch Platz in der Schule finden.
Aber auch später im Leben – wenn Leute, die hier 20 Jahre wohnen und aus irgendwelchen Gründen die Staatsbürgerschaft nicht bekommen, aber Steuern zahlen, dann sollten sie wohl auch wählen dürfen. Das wäre nur gerecht. Links sein bedeutet für mich einfach, gegen Ungerechtigkeit und für Gerechtigkeit zu sein.“
Amir Ruozbeh Amiri ist antirassistischer Aktivist, Flüchtlingsberater, Student, Musikproduzent. Amir ist LINKS.