“Ich war schon als Teenager politisch interessiert und habe viele politische Sachen gelesen. Aber dadurch, dass ich am Land und in einer “bildungsfernen” Familie aufgewachsen bin, war das trotzdem sehr weit weg für mich. Politikwissenschaften zu studieren lag nicht in meinem Horizont, meine Eltern waren auch dagegen. Der Grund, dass ich dann Physik studiert habe, war, dass ich wusste, dass ich da mal einen Job finde.
An der Uni habe ich dann Leute kennengelernt, mit denen ich eine linke Politgruppe gründete, wir waren im EKH und bei linken Veranstaltungen und Demos. Diese Zeit hat mich geprägt. Am Anfang haben mich abstrakte Gesellschaftsutopien interessiert, aber bald war mir klar, dass man auch in der Praxis etwas für Gleichberechtigung tun muss.
Weil es auch in der Linken Sexismus gibt, und auch, weil ich Physik studierte, wurde Feminismus zunehmend ein Thema für mich. Physikerinnen, genauso wie Frauen in anderen Feldern, wird immer noch weniger zugetraut. Die Befreiung vom Patriarchat, auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene, wurde immer mehr Thema für mich. Gemeinsam mit anderen Unikolleginnen habe ich ein Frauennetzwerk gegründet. Es ging dabei aber nicht um unsere Karrieren, sondern darum, uns gegenseitig zu unterstützen, um bestehen zu können. Die Entwicklung dieser Community war toll!
Aber auch die Tatsache, dass ich ein Arbeiter*innen-Kind bin, hat mich geprägt. Daher ist auch das Thema Arbeit sehr wichtig für mich, und wie man den Klassenunterschied sichtbar machen, aber vor allem auflösen kann. Links sein ist für mich etwas sehr praktisches. Es heißt, linke Ideale zu haben, aber viel wichtiger finde ich ist die gelebte Solidarität mit anderen. Dass, wenn du Privilegien genießt, sie auch abgibst, und es nicht nur sagst.
Links sein muss eine gelebte Sache sein – damit sich auch was ändert!”
Carina Karner ist Physikerin vom Land. Carina ist LINKS.