“Ich denke, die Lust aufs Dagegensein hat mich dazu gebracht, politisch zu werden. Ich wuchs am Land auf, machte dort Schüler*innenzeitung. Wir kamen drauf, dass der damalige Verteidigungsminister der Bruder vom Nazi-Bezirkshauptmann im Bezirk war. Der Artikel, den wir darüber schrieben, schlug hohe Wellen. Da merkte ich: Politik machen ist interessant – vor allem, wenn man die politischen Gegner*innen zwingt, zu reagieren.
Ich dachte mir früh, dass ich aus dem gesellschaftlichen Konsens aussteigen muss, weil ich ihn nicht mittragen konnte. Ich wollte am Rand sein und gleichzeitig Forderungen vertreten, die ein besseres Leben für fast alle bedeuten. Dann war ich politisch aktiv an der Uni, habe mich in der KPÖ engagiert, aus der ich 2004 wieder austrat, und Romane geschrieben.
Die Frage, die sich mir immer stellt, ist: Was ist zu jedem Zeitpunkt das Radikalste? Ich denke, man darf sich nicht auf eine Sache festlegen, weder bei Aktionsformen noch bei Allianzen. Antirassismus und Antifaschismus waren mir immer große Anliegen, aber ich mache auch Nachbarschaftsarbeit oder Fahrradaktivismus. Das ist alles kein Widerspruch für mich.
2000 war ich bei den Donnerstagsdemos dabei, und in den letzten Jahren wieder. Dabei merkte ich, es gibt so viele tolle Leute in Wien. Es ist eine kritische Masse an Menschen entstanden, die sagen, wir wollen es jetzt wissen! Ich mag das Spontane an politischen Aktionen, deshalb dachte ich die letzten Jahre nicht daran, eine Partei mitzugründen. Aber jetzt ist so ein Zeitpunkt, wo ich das Gefühl habe, es wollen die richtigen Leute und sie wollen es gemeinsam. Deswegen bin ich auch dabei.
Links sein bedeutet für mich, immer und überall zu schauen, wo es eine Spur solidarischer geht. Damit meine ich auch fürsorglich zu sein, nicht nur zu den Nächsten, sondern auch zu den Übernächsten. Es heißt aber auch, die Gegner*innen zu identifizieren und gegen Ungerechtigkeit anzukämpfen.”
Kurto Wendt ist Aktivist, Romanautor, Betriebsrat, Schachspieler. Kurto ist LINKS.