“So richtig politisch bin ich erst in der Zeit geworden, bevor wir Antiflirting gründeten. Als ich mich mit meiner Kollegin unterhielt und wir darauf kamen, wie viele sexuelle Übergriffe im Internet alleine wir zwei und unsere Freundinnen erleben, dachte ich: Ok, ich will was machen!
Davor hatte ich die richtigen “Einstellungen”, war ab und zu auf Demos, aber ich dachte, ja, reicht schon. Es ist schon krass, dass man selber negative Sachen erfahren muss, damit man anfängt, was zu tun. Ich habe mich eben erst spät durch solche Erfahrungen politisiert und versuche mich für alle einzusetzen, denen es ähnlich geht und die etwas tun wollen. Weil besser spät als nie.
Antiflirting ist eine Instagram-Seite, an die jede*r ihre/seine Erfahrungen mit sexueller Belästigung senden kann. Wir anonymisieren und posten diese Nachrichten. Es geht uns gar nicht darum, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen, sondern aufzuzeigen, dass extrem viele Menschen Grenzen anderer überschreiten. Das Problem der sexuellen Belästigung im Internet scheint ja hier auf staatlicher Ebene noch nicht angekommen zu sein. In Österreich sind Nacktbilder, die ohne Zustimmung verschickt werden, nicht mal strafbar.
Ähnlich wie für Feminismus setze ich mich auch für Antirassismus ein. Bin ja selber auch – natürlich weniger als andere Menschen – stark vom Rassismus betroffen. Polizeigewalt, Machtmissbrauch, das sind alles Themen, natürlich auch der Kampf gegen Klassenunterschiede.
Was ich immer so unverständlich finde ist, dass für manche links sein etwas Schlechtes zu sein scheint. Wenn Leute sagen, ach die Linksversifften, die politisch Korrekten und so etwas, geht mir das gar nicht in den Kopf rein. Wir kämpfen dagegen, dass es nicht nur manchen gut geht und anderen so schlecht, dass sie wegen diesem System sogar sterben. Wir kämpfen dafür, dass es allen gut geht. Was bitte soll daran schlecht sein?”
Kim Chakraborty ist Wienerin aus Stuttgart, Migrant*innenkind, Studentin, Feministin, Antirassistin und Aktivistin gegen Polizeigewalt. Kim ist LINKS.